Nachbericht zur IHK Veranstaltung am 20.03.18

20.03.2018

Wege zur digitalen Transformation: Praxisbeispiele aus verschiedenen Branchen

Rückblick zur IHK-Veranstaltung „Digital Inside #4 – Best Practice“

Einen Einblick in unterschiedlichste Digitalisierungsprojekte erhielten am vergangenen Dienstag rund 40 Mittelständler bei der IHK-Veranstaltung „Digital Inside #4 – Best Practice“. Neben der mitveranstaltenden Sicos BW GmbH lieferten die Trelleborg Sealing Solutions Germany GmbHDaimler Lab 1886, die Robert Bosch GmbH und die M.A.R.K.13™ – COM GmbH & Co. KG anhand von konkreten Praxisbeispielen interessante Impulse rund um ihre Erfahrungen und die Herausforderungen im Zuge der digitalen Transformation.

Vielfalt der Digitalisierung

Dr. Andreas Wierse, Geschäftsführer von Sicos BW, eröffnete die Veranstaltung mit Projektbeispielen des mit dem KIT gemeinsam initiierten Smart Data Solution Centers Baden-Württemberg (SDSC-BW). Experten des SDSC-BW führen mit kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) unterschiedlicher Branchen – wie beispielsweise der Rolf Benz AG & Co. KG, der Bilcare Research AG oder der Hermle AG – eine kostenlose Potentialanalyse durch; dafür nutzten sie bereits in den Unternehmen vorhandene Daten. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse konnten sie den Unternehmen Handlungsempfehlungen für einen sinnvollen Smart Data Analytics-Einsatz geben. „Kleine und mittlere Unternehmen können den Mehrwert, den ihnen neue Technologien bieten, oft nicht richtig einschätzen und wissen nicht, ob und wofür sie Geld investieren sollen“, so Wierse. „Indem wir ihnen als neutraler Berater ein Gefühl für das Thema und die Technologien vermitteln, wollen wir helfen, Digitalisierungslücken zu schließen.“ Das SDSC-BW hat noch freie Kapazitäten für Potentialanalysen mit KMU aus Baden-Württemberg.

Digitale Daten zur Instandhaltung

Dass die digitale Transformation schon bei den kleinsten Teilen beginnt, zeigte Dr. Johannes Kunze von Bischhoffshausen, Manager Digital Transformation and Internet of Things bei der Trelleborg Sealing Solutions Germany GmbH in seinem Vortrag „Cognitive Sealing – Große Datenmengen, großer Mehrwert, kleine Teile“. Das auf Dichtungssysteme für anspruchsvolle Industrieanlagen spezialisierte Unternehmen hat ein Konzept entwickelt, mit dem es auch einem Commodity-Hersteller (einem Hersteller einfacher Teile, die in größeren Systemen eingesetzt werden und oft einfach austauschbar sind) möglich ist, Lösungen zur prädiktiven Instandhaltung anzubieten. Dichtungen lassen sich in der Regel nicht direkt mit Sensorik ausstatten; Trelleborg ist deshalb darauf angewiesen, gemeinsam mit seinen Kunden ein Gesamtbild zu erstellen, das z.B. Rückschlüsse über den Zustand der Dichtungen ermöglicht. Auf diese Weise kann das Unternehmen gezielte Handlungsempfehlungen geben, die eine zu zeitige oder zu späte Instandhaltung der Dichtungssysteme verhindern.

Digitalisierung bringt neue Innovationen

Auch große Unternehmen schlagen im Zuge der digitalen Transformation neue Wege ein, u.a. indem sie junge Digital Start-ups fördern und Kontakte ins eigene Unternehmen herstellen. Dies verdeutlichte Raymond J. Chow, Senior Manager Business Innovation bei Daimler Lab 1886, mit seiner Präsentation über die gemeinsam mit Plug & Play gestartete Initiative „Startup Autobahn“. Über die Innovationsplattform treffen die Ideen von ausgewählten Start-ups auf die Kompetenzen und den Bedarf von etablierten Großunternehmen – wovon beide Seiten profitieren, was parallel aber auch die Herausforderungen eines Kulturwandels mit sich bringt. „Es ist faszinierend zu sehen, wie ein großes Unternehmen wie Daimler im Zuge des digitalisierungsbedingten Wandels auch unkonventionelle Wege geht und einen Fokus auf innovative Start-ups legt“, kommentiert Wierse den Vortrag.

Agiles Handeln in der Logistik

Ulrich Stiller, Vice President Corporate Sector Purchasing and Logistics der Robert Bosch GmbH, sprach in seinem Beitrag „Die Lieferkette – eine Herausforderung für die Digitalisierung“ über die Unternehmensvision, eine Digitalisierung der gesamten Lieferkette zu schaffen. Der Vortrag stellte heraus, dass es bei der Digitalisierung nicht allein um Technologie, sondern auch um Kompetenzen, neue Methoden und Ideen geht. Besonders problematisch ist für KMUs dabei das Fehlen von Standards. Um im Logistikbereich für alle Unternehmen entsprechende Standards sowie einheitliche Schnittstellen für die Daten zu entwickeln, bezieht Bosch verstärkt auch seine Lieferanten in seine Digitalisierungsaktivitäten mit ein – mit dem Ziel, den Weg für eine gemeinsame digitale Lieferkette zu bereiten.

Bewegte Lebenswelten

Ein völlig anderes Beispiel aus der Welt der digitalen Transformation zeigte Holger Weiss, CEO der M.A.R.K.13™ – COM GmbH & Co. KG, in seinem Beitrag über die Entstehung des 3D-Filmes „Biene Maja II – Die Honigspiele“. Während die Zeichentrickserie aus den siebziger Jahren noch von Hand gezeichnet wurde, arbeitet man heute am Computer: Für die Berechnung der mehr als 230.000 3D-Bilder nutzte das Studio wie schon für den ersten Teil des Films die Kapazitäten des Höchstleistungsrechenzentrums in Stuttgart (HLRS). So war es möglich, die vorgegebenen Skizzen vergleichsweise schnell in animierte Bilder umzusetzen:  Wofür ein Heim-PC knapp 120 Jahre gebraucht hätte, benötigten Weiss und sein kreatives Team auf dem Supercomputer HazelHen weniger als sechs Monate (obwohl sie nur einen Bruchteil seiner Kapazität nutzten!). „Diese erfolgreiche Zusammenarbeit von Kreativbereich und Forschung zeigt, dass es bei Digitalisierungsprojekten immer wichtig ist, über den Tellerrand zu schauen“, kommentierte Wierse den Vortrag und die Veranstaltung abschließend.

 

Leseempfehlung im Zuge der Veranstaltung: „Smart Data Analytics: Mit Hilfe von Big Data Zusammenhänge erkennen und Potentiale nutzen (De Gruyter Praxishandbuch)“ von Dr. A. Wierse und Dr. T. Riedel; Website zum Buch.

Kontakt:

SICOS BW GmbH

Dr. Andreas Wierse

0711 2172 8280

wierse@sicos-bw.de